Diese sogenannten Sunprint Kits wurden 1975 von Pädagogen an der Lawrence Hall of Science entwickelt, einem Wissenschaftsmuseum, das zur Universitity of California gehört.
Die Kits enthielten 12 Blatt eines Spezialpapiers im Format 10 x 10 cm, das empfindlich auf blaues bis UV-Licht reagierte. Kinder konnten damit ganz einfach Solar-Fotos erstellen. Dazu legten sie beliebige flache Gegenstände auf das Solar-Fotopapier und belichtet dieses mit Sonnenlicht. Die „Entwicklung“ bzw. Fixierung erfolgte mit Leitungswasser.
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Die Erfindung des Solar-Fotopapiers
Das Verfahren war dabei kein Neues. Die sogenannte Cyanotypie wurde bereits 1842 vom englischen Naturwissenschaftler Sir John W. Herschel entdeckt. Es wird mitunter auch Blaudruck oder Eisenblaudruck genannt und stammt aus der Zeit, als die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte. Früh schon konnte man mit der Cyantotypie stabile fotografische Abbildungen herstellen. Der Begriff Blaupause geht zum Beispiel ebenfalls auf die Cyanotypie zurück, da man damit Kopien angefertigt hat, bevor es Fotokopierer gab.
Das Besondere an Solar-Fotopapier ist dabei nicht nur, dass es günstig ist, sondern auch besonders einfach in der Handhabung. Weder eine Dunkelkammer noch giftige Chemikalien werden benötigt. Auch die Beschichtung des Solar Fotopapiers ist völlig unbedenklich (s. unten).
Wie verwendet man Solar-Fotopapier?
Um Solar-Fotos mit Solar-Fotopapier zu machen, benötigt man lediglich die folgenden Materialien:
- interessante Objekte, die sich als Motive eignen (z.B. Schlüssel, Blätter, Blüten oder Zeichnungen)
- Wer Fotos auf Solar-Fotopapier verewigen möchte, kann diese auf eine durchsichtige Folie kopieren und diese verwenden.
- Karton, Pappe oder ein ähnliches Material als Unterlage.
- eine Acrylplatte, die manchmal im Lieferumfang enthalten ist. Alternativ funktioniert auch Haushaltsfolie, die man straff über das Solar-Fotopapier und die Gegenstände spannt
- Sonnenlicht zur Belichtung (Dauer bei direkter Einstrahlung in unseren Breiten ca. 3 bis 7 Minuten, bei Wolken kann die Belichtung bis zu 20 Minuten dauern. Wie man auf der Packung für die Sunprint Kits oben sieht, dauert die Belichtung in Kalifornien nicht ganz so lang.)
- eine Wanne mit Leitungswasser zur „Entwicklung“ bzw. Fixierung der Solar-Fotos
Da Solar-Fotopapier nur für blaues bis ultraviolettes Licht empfindlich ist, kann man es bei Glühlampenlicht oder bei gedämpftem Tageslicht innerhalb von Räumen handhaben. Vorsicht ist nur geboten bei Licht aus Leuchtstoffröhren, Energiespar- und Halogenlampen, weil diese einen größeren Anteil an UV-Licht besitzen.
Wie funktioniert Solar-Fotopapier?
Wird das Solar-Fotopapier UV-Licht ausgesetzt, so ändert es seine Farbe von blau nach weiß. Wenn die blaue Farbe verschwunden ist, wurde das Foto vollständig belichtet. Die Konturen der aufgelegten Motive bleiben jedoch deutlich erkennbar. Rechts ist ein Beispiel hierfür zu sehen. Es stammt von Sir John F. W. Herschel, der es Lady with a harp nannte (1842)
Für die Cyanotypie wird Papier normalerweise mit einer Lösung von zitronensauren Eisen und rotem Blutlaugensalz beschichtet. Setzt man diese Beschichtung UV-Licht aus, kommt es zu einer fotochemischen Reduktion von Eisen-III- zu Eisen-II-Salz. Letzteres wiederum ist wasserunlöslich. In den Teilen des Papiers, die nicht belichtet wurden, ist nach wie vor eine wasserlösliche Eisenverbindung enthalten, die später mit Wasser ausgewaschen wird.
Eine eigentliche Entwicklung findet dabei gar nicht statt, auch wenn man den Prozess natürlich trotzdem als solchen bezeichnen kann. Das entstandene Berliner Blau wird auch als Preußischblau oder als Eisenblau bezeichnet.
Quellen:
Herstellerinformationen
https://www.mikeware.co.uk/mikeware/instructions.html
Herschel, J. (1842). On the action of the rays of the solar spectrum on vegetable colours, and on some new photographic processes: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 132; 181–214. Retrieved August 18, 2020 from https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rstl.1842.0013
Herschel, J. (1843). On Certain Improvements on Photographic Processes Described in a Former Communication, and on the Parathermic Rays of the Solar Spectrum. Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 133, 1-6. Retrieved August 18, 2020, from www.jstor.org/stable/108369