Stereoskop

Copyright © experimentis. Alle Rechte vorbehalten.

Mit der Stereoskopie gelang es Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals, Bildern den Eindruck von räumlicher Tiefe zu geben. Alles, was man dazu benötigte, waren sogenannte Stereobildpaare und ein dazu passendes Gerät, das sogenannte Stereoskop. Videos zum Thema sind weiter unten zu finden.

Was sind Stereobildpaare

Das Besondere an stereoskopischen Bildpaaren ist, dass sie aus zwei unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen werden, die sich jedoch nur minimal unterscheiden. Der Unterschied ist mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar, wie man am Beispiel rechts erkennt. Früher wie heute kann man Stereoskopie-Fotos mit speziellen Fotoapparaten aufnehmen, die zwei Kameras besitzen, die in etwa um den Augenabstand bzw. Pupillenabstand eines Menschen versetzt sind. Dieser Abstand beträgt bei einem erwachsenen Menschen normalerweise 60 bis 65 Millimeter.

Was ist ein Stereoskop?

Das Stereoskop wiederum ist ein Gerät mit einer Art Brille, die die beiden leicht unterschiedlichen Bilder überlagert. Eine solche Überlagerung ist genau das, was auch beim räumlichen Sehen geschieht. Betrachten wir Gegenstände oder Landschaften, nehmen unsere Augen ebenfalls zwei unterschiedliche Bilder wahr, die vom Gehirn zu einem vereint werden. Aus den Abweichungen zwischen den Bildern kann das Gehirn Rückschlüsse auf Entfernungen ziehen und dies ermöglicht uns wiederum eine räumliche Wahrnehmung. Mehr zur Tiefenwahrnehmung im Video unten.

Wer also denkt, dass die Simulation von dreidimensionalen Bildern etwas Neuartiges ist, der täuscht sich, da schon lange bekannt ist, wie man die Illusion von räumlicher Tiefe erzeugen kann. Das Verfahren der Stereoskopie kommt noch heute bei modernen 3D-Filmen zum Einsatz.

Geschichte der Stereoskope

Schon 1838 erfand Sir Charles Wheatstone ein erstes Stereoskop. Es verwendete allerdings Spiegel, wodurch es recht unhandlich war. Anders war dies bei einem von David Brewster entwickelten Gerät, das mit Prismen arbeitete. Dieses soll sich Mitte des 19. Jahrhunderts über eine halbe Million Mal verkauft haben (Quelle/n s. unten). Das Brewster Modell war es auch, das wiederum den amerikanischen Arzt Dr. Oliver Wendell Holmes zu einer Version des Stereoskops inspiriert haben soll, die heute noch verkauft wird. Bei dem Holmes Stereobetrachter, der auf dem Foto zu sehen ist, handelt es sich um die Nachbildung eines Gerätes aus dem Jahre 1862. Es wird mit insgesamt 12 Stereobildpaaren geliefert und kann hier gekauft werden.

Das Stereoskop gehörte im 19. Jahrhundert und bis ins 20. Jahrhundert hinein sicherlich zu einem der populärsten optischen Spielzeuge überhaupt und wurde vor allen in den USA und England intensiv vermarktet, zum Teil von fliegenden Händlern. Begünstigt wurde dies durch die parallele Entwicklung der Fotografie.

Dabei kamen immer wieder neue Stereoskop-Modelle auf den Markt. Es gab sogar Stereoskop-Automaten, die einen Blick in 3D-Welten eröffneten, nachdem man sie mit einem 5-Penny Stück gefüttert hatte. Ab 1870 kam das Stereoskop in den USA zudem in Schulen und Kindergärten als Lehrmittel zum Einsatz.

Mit kurzen Unterbrechungen blieb das Stereoskop ein populäres Produkt, das auch heute noch auf dem Markt zu finden ist, wenn auch unter anderen Bezeichnungen. 1939 etwa wurde in den USA der View-Master von William Gruber erfunden, ein System, das man bis heute kaufen kann. Ursprünglich arbeitete mit runden Scheiben, die Dias enthielten, war ganz besonders preisgünstig und somit für jedermann erschwinglich. Auch hiervon wurden immer wieder neue Modelle entwickelt. VR-Brillen (Virtual Reality Brillen) sind übrigens ebenfalls nichts anderes als Stereoskope.

DIY-Video: Ein Stereoskop selbst bauen

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Video zur Tiefenwahrnehmung

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Quelle/n

Timeless Toys: Classic Toys and the Playmakers Who Created Them, Tim Walsh, Andrews McMeel Publishing, 2005, S. 57

Wheatstone, Charles. „Contributions to the Physiology of Vision.–Part the First. On Some Remarkable, and Hitherto Unobserved, Phenomena of Binocular Vision.“ Philosophical Transactions of the Royal Society of London 128 (1838): 371-94, letzter Abruf am 13. August 2020. www.jstor.org/stable/108203.

Bak, Meredith. (2012). Democracy and discipline: Object lessons and the stereoscope in American education, 1870–1920. Early Popular Visual Culture. 10. 147-167. 10.1080/17460654.2012.664746.

Plunkett, John. (2008). Selling stereoscopy, 1890–1915: Penny arcades, automatic machines and American salesmen. Early Popular Visual Culture. 6. 239-255. 10.1080/17460650802443027.