Wer sich auf das spannende Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung einlassen möchte, für den ist das Pseudoskop ein absolutes Muss. Durch das Vertauschen der Bilder des rechten und des linken Auges verkehrt sich die räumliche Anordnung bzw. die räumliche Tiefe der Umgebung.
Man könnte auch sagen, dass durch das Pseudoskop einfach alles umgestülpt wird: Hinten ist plötzlich vorne, ein Hohlkörper wölbt sich nach außen, ein positives Relief wird zu einem negativen.
Vor allem kann man mit dem Pseudoskop erleben, dass es sich beim Sehen um mehr als ein rein optisches Phänomen handelt, denn das Gehirn spielt bei der Wahrnehmung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das beginnt schon damit, dass wir ja eigentlich alles auf dem Kopf sehen. Erst unser Gehirn rückt diese verdrehte Welt wieder gerade.
Auch räumlich Tiefe vermag der Mensch nur deshalb zu erfassen, weil das Gehirn die zwei leicht unterschiedlichen Bilder des linken und rechten Auges geschickt übereinanderlegt und räumlich modelliert. Diesen Effekt kann man beispielsweise mit dem Stereoskop sehr eindrücklich erleben.
Werden das linke und das rechte Bild der Augen jedoch vertauscht, kommt zunächst alles völlig durcheinander. Verrückt ist das Ganze allemal und wer es nicht ausprobiert hat, kann sich kaum ein Bild von diesem Effekt machen.
Ganz besonders interessant wird es, wenn man sich Gesichter anschaut. Allein bei Gesichter lässt sich das Gehirn durch das Pseudoskop nicht verwirren. Ein Gesicht erscheint uns ganz normal, trotz Pseudoskop.
Wie auch das Stereoskop geht das Pseudoskop auf den Briten Charles Wheatstone (1802 – 1875) zurück, der sich sehr intensiv mit der räumlichen Wahrnehmung des Menschen beschäftigte und das Pseudoskop zum Beispiel in seinen Vorlesungen beschrieb. Der Begriff Pseudoskop stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „unechtes Sehen“ (von ψεῦδος (pseudos) unecht, falsch und σκοπεῖν (skopein) sehen).